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9/11 - 11. September 2001

Ein Text welchen ich vor ca. 10 Jahren verfasste. Heute wieder gefunden und poste ich als Erinnerung.

9/11 - 11. September 2001

 

Es war ein nasskalter Herbsttag. Noch ziemlich schlaftrunken schlürfte ich im Büro einen Kaffee, startete den Computer und bereitete mich auf einen arbeitsreichen Tag vor. Meine drei Bürokolleginnen trafen nach und nach ein. Eine Schweizerin, eine Tibeterin und eine Hongkongchinesin mit kanadischem Pass und amerikanischer Greencard welche lange Zeit in NYC lebte.

 

Irgendwann an diesem geschichtsträchtigen Tag hatte ich einen ConferenceCall mit Arbeitskollegen aus anderen Ländern. Unter anderem waren auch Kolleginnen und Kollegen zugeschaltet welche in unmittelbarer Nähe vom WTC in einem Bürogebäude sassen. Irgendwann meldeten sie, dass der Alarm ausgelöst wurde und sie aufgefordert wurden, das Gebäude zu verlassen. Wir alle dachten an einen Probealarm und der Conference Call ging in gewohnter Weise weiter....der Call war vorbei und meine Bürokolleginnen aufgeregt. Es hätte in New York einen schlimmen Unfall gegeben... ein Flugzeug sei in das World Trade Center geflogen. Später dann die weiteren Schreckensnachrichten. „What the fuck is going on?“ schrie eine meiner Bürokolleginnen. Wir informierten uns über die Vorkommnisse und wurden bald darauf zu einer Krisensitzung in das Büro der Personalchefin gerufen. In Kürze wurden wir informiert, was der Stand der Informationen ist und wie viele unserer Mitarbeitenden sich gerade in New York befinden und wer sich in unmittelbarer Nähe vom WTC befand. Das Mobilnetz brach bald zusammen und wir standen in ständigem Kontakt mit den aufgebrachten Angehörigen der Mitarbeitenden. Viel später erfuhren wir, dass das Hotel in dem eine unserer Firmendelegationen untergebracht waren, evakuiert worden ist und die Mitarbeitenden für die Nacht in einer Notunterkunft in einer Kirche untergebracht worden waren. Wir versuchten auch mit dem Konsulat Kontakt aufzunehmen, unsere Mitarbeitenden hatten ihre Pässe im Hotelsafe und waren somit ohne Ausreisepapiere. Unser CEO beschloss in einer Blitzaktion den Firmenjet nach New York zu senden und die Mitarbeitenden aus der „Kriegsregion“zu evakuieren. Natürlich ging das nicht, der Flugverkehr wurde komplett stillgelegt und es sollte dann noch Tage dauern bis die Delegation die Rückreise antreten konnte. Auch die folgenden Tage, Wochen und Monate musste ich mich beruflich mit den Auswirkungen des Terroranschlages auseinandersetzen. Einer der Manager die ich damals als Personalverantwortlicher betreute, musste am 11. September 2001 aus einem Tagungsraum eines Nachbargebäudes mit anschauen wie die verzweifelten Menschen aus dem brennenden WTC in den Tod sprangen. Er konnte die Bilder erst nach Monaten verarbeiten und wieder zur Arbeit erscheinen. Am Abend fuhr ich mit der Strassenbahn durch die leergefegte Stadt, Alle sassen irgendwo vor dem Fernseher. Ich trank in einer Bar ein Bier und es gab natürlich nur ein Gesprächsthema. An abschalten war an diesem Tag nicht zu denken. Es gibt Tage in der Geschichte an die man sich immer zurückerinnert. Tage wie diesen! Ich kann mich an jede Minute dieses schrecklichen Tages erinnern! Und noch immer füllen sich meine Augen mit Tränen wenn ich daran zurückdenke.

 

In mir bildete sich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten ein unglaublicher Hass gegen die Terroristen, ich bejahte Bush’s Krieg gegen den Terror und ich konnte mich nicht von einer gewissen Islamfeindlichkeit loslösen. Mein Verstand sagte mir, dass nicht die Religion und nicht die arabischen Länder Schuld an dem Anschlag sind, dass es ein Werk von Fanatisten und Verbrechern war. Aber ganz ausradieren konnte ich das ungute Gefühl gegen diese Religion und eine gewisse Abneigung gegen islamische Fundamentalisten nie. Und 9/11 werde ich nie vergessen und werde nie verstehen wie jemand eine solche grauenvolle Tat vollstrecken konnte. Wie jemand das Todesurteil für 3'000 unschuldige Menschen fällen konnte!

 

Am 22. April 2011 stand ich dann vor dem was vom WTC übrig geblieben ist. Unglaublich sich vorzustellen, dass da einmal eines der wohl beeindruckendsten Gebäude in der Weltgeschichte stand.